200 Jahre Marienfeld - Erinnerungen an Herkunft-Zuhause

Internetpräsenz Friedhelm Krisch
Banater- Marienfelder- Nostalgien und Erinnerungen.
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200 Jahren Marienfeld in Stichworten
Aus den monographischen Aufzeichnungen des (verstorbenen) Lehrers Friedrich Reinlein.
Zusammengestellt von (verstorbenen) Helene Göresz.
Danke an Beide. Ruhet in Frieden.
Wenn heute (1970) der traditionelle Ruf „Buwe, was ham mer heit“ durch die Straßen einer der schönsten Banater Heidengemeinden klingt, so feiert das weinberühmte Marienfeld nicht nur seine „Kirwei“ (Kirchweih“ 1970), sondern gleichzeitig das zweihundertjährige Jubiläum der Neugründung des Dorfes. Friedrich Reinlein, langjähriger Lehrer an der Schule seines Heimatortes, hat in hunderten Stunden liebevoller Arbeit die Geschichte des Dorfes aufgezeichnet. Anhand seiner Aufzeichnungen verfolgen wir den Werdegang Marienfelds, über Fronjahre und Cholera, Hochwasser und die Vernichtung der blühenden Reb Kulturen durch die Phylloxera, über das unendliche Leid zweier Kriege und bis nach dem 2-ten Weltkrieg.
-1770: Auf dem Gebiet, wo im 15 Jahrhundert das Dorf Teremi lag, das noch 1717 mit 19 bewohnten Häusern erwähnt wird, dann aber verödet, wird das Dorf Marienfeld mi Siedlern aus Deutschland, aus Elsass-Lothringen, aber auch bereits von Deutschen besiedelten Dörfern im Banat gegründet. An sie wurden 113 ganze und 10 halbe Sessionen verteilt.
Anm. Ganze Session bestand aus, 1 Joch Hausgrund, 24 Joch Äcker, 6 Joch Wiesen. Eine halbe Session bestand aus 1Joch Hausgrund, 12 Joch Äcker und 4 Joch Wiesen.
Flächenmaß 1 Österreichische Joch=57,55Ar.
-1781: Wird das Kameralgut verkauft und gelangt in den Besitz der Kaiserlichen Heereslieferanten Christoph und Cyril Nako.Bis zur Revolution 1848 bleiben die Marienfelder Bauern der Familie Nako Robot pflichtige Hörige.
- 1782: Die Grundherrschaft siedelt Kleinhäusler Familien an.
-1816: Hochwasser durch Ausbruch der Marosch bei Igrisch.
-1831: Choleraepidemie. Die Zahl der Opfer lässt sich nicht mehr ermitteln.
-1836: Zweite Choleraepidemie. Im gleichen Jahr wird auch das erste stockhohe Gebäude errichtet, das heute noch als Gemeindehaus steht.
-1848: Die Marienfelder Handwerker erhalten das Zunftrecht.
-1850: Großer Schaden durch Heuschreckenüberfall. Im Frühjahr des Folge-Jahres wird eine große Aktion zur Vernichtung der jungen Heuschrecken durchgeführt, so dass die Felder von einer neuen Plage verschont bleiben.
-1858: Größte Missernte in der Geschichte der Gemeinde. 9 Monate hindurch kein Tropfen Regen.
-1864: Eine Rekordernte. Man legt den noch heute bestehende Park-in der Dorfmitte, die,
“Promenade“. An.
-1865: 20 Marienfelder Familiengehen türkischen Werbern auf den Leim und wandern Nach Rumelin (im heutigem Bulgarien) aus, wo sie jedoch in noch schlimmere Verhältnisse als in der erst kürzlich abgeschüttelten Hörigkeit im Banat geraten. Erst nach vielen Strapazen und Interventionen gelingt ihnen die Rückkehr, nach Marienfeld, wo sie jedoch alles verloren hatten und außerdem dem Spott ausgesetzt waren.
-1968: Anstelle der an der Westseite des Dorfes, gelegene, noch aus dem 18 Jahrhundert stammenden Pferdemühle (Rossmühle) wird die erste Dampfmühle errichtet.
-1870: Marienfeld erhält ein Postamt. Die Postkutsche verkehrte einmal täglich, ab 1901 zweimal am Tag. Ebenfalls 1870 wird die dritte Schulklasse eröffnet.
-1871-1873: Hochwasser. In der Vorder-und Mittelgasse müssen Abflussgräben ausgehoben werden.
-1881: Im Weingarten von Peter Reisz zeigt sich die Reblaus. Trotz verzweifelter Gegenmaßnahmen gingen die ganze damals schon recht ausgedehnten Rebbestände, zugrunde. Man begann mit der Neuanpflanzung, von auf widerstandsfähige Unterlage veredelten Reben. Dies kann als der Anfang des Marienfelder Weinbaus betrachtet werden, der bald zum Hauptwirtschaftszweig wurde und der Gemeinde ihre in der Heide einmalige Berühmtheit einbrachte
-1892: Die Schule erhält die 4-te Klasse und 1893 ein neues Gebäude. 1895 wird der Kindergarten eröffnet.
-1896: Die Gemeinde lässt einen artesischen Brunnen bohren.
-1897: Die Schule erhält die fünfte Klasse und wird 1898 zur Sechsklassenschule ausgebaut.
-1909: Marienfeld erhält elektrisches Licht und Eisenbahnanschluss.
-1914-1918: Erster Weltkrieg. 110 Marienfelder Männer kehren nicht mehr heim.
-1920: Hundertfünfzigtes Jubiläum der Gemeinde. Das Dorf wird durch neue Seitengassen erweitert.
-1936: Bis dahin größte Weinfechsung in Marienfeld. Fässer und Betonbassins reichten nicht aus, das „edle Nass“ zu fassen.
-1939-1945: Zweiter Weltkrieg. Wieviel Opfer Krieg und Nachkriegszeit fordern lässt sich nicht genau ermitteln, jedenfalls bedeutend mehr als der Krieg 1914-1916. 134 Soldaten gefallen.
-1947: Gründung des Marienfelder Staatsgutes, das die Tradition des Weinbaus, fortführt
.1950: 58 Familien gründen die LPG, Anm.* (Landwirtschaftliche Produktion Genossenschaft nach Russischem Vorbild „Kolchos“), die bis zuletzt das ganze Dorf erfasste.
-1959: Das Staatsgut Marienfeld stellt mit einer Ernte von 7005Kgr. Traube je Hektar einen Landesrekord auf. Im gleichen Jahr wird die Rebenveredlungsanlage erbaut. Und eine große Rebschule gegründet.
-1962- Die Asphaltierung der Straße Marienfeld-Großsanktnikolaus ist abgeschlossen.
-1967: Als erste Landgemeine des Banats beginnt Marienfeld mit dem Bau einer Trinkwasserleitung. Es wird ei neuer Brunnen gebohrt und die ersten 500Meter Rohre verlegt.
Meine persönliche Bemerkung:
-1944: Im Herbst 1944 flohen ca.1200 Personen vor der Russischen Front in den Westen
Hab und Gut blieb zurück und wurde geplündert.
-1945: Deportation von ca.77 Personen, Frauen und Männer, zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. 17 kehrten nach 5 Jahren nicht mehr zurück.
-1951: 160 Personen, Frauen, Kinder, Männer wurden in die Baragen Steppe deportiert
Nach 5 Jahren kehrten 8 Personen nicht mehr zurück.
-1983: Wurde ein Thermalbad und Strandkomplex eröffnet.
-1989: Rumänisch Revolution. Die Kommunistisch Herrschaft wurde gestürzt.
- 1967-1989: Wurde über 226 Tausend Deutsche aus Rumänien an die BRD verkauft.
Das Rumänische Kommunistische Regime hat über 1 Milliarde DM von der BRD kassiert.
Die Marienfelder Deutsche Gemeinschaft näherte sich dem Ende.
-2014: Das Jahr des Todes der Marienfelder Weingärten. Es waren mal 2000 Joch,
ca.1200 Hektar, geerntet wurden ca. 1000 Wagon Wein (1 Wagon=10000 L).
2014 wurden die letzten 5 Hektar gerodet. Alles verloren Weinwirtschaft und der Berühmte
Marienfelder Cognac. Heute leben noch eine geringe 2-stellige Zahl Deutsche in Marienfeld.
Aus und vorbei!
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